Annie Krüger | ||
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(...) Häufig und besonders in der Wahrnehmung zeitgenössischer bildender Kunst sind wir so bekanntermassen
nur zu gerne einem vereinfachenden, kategorisierenden Schubladendenken bzw. Schubladensehen verhaftet, so dass uns die zahlreichen anderen, grösseren Zusammenhänge entgehen müssen, in denen viele dieser Bildarbeiten stehen und entstehen. Wir sehen hier Zeichnung, dort Malerei, da bildhauerische Werke, an anderer Stelle Installationen und anderes mehr, aber jedes jeweils für sich genommen. In der aktuellen Ausstellung nun von Annie Krüger lassen sich dagegen unmittelbare wie gegenseitige Zusammenhänge und Bezöge über die Grenzen einzelner bildnerischer Ausdrucksmedien und Gattungen hinweg unschwer erkennen. Im Verlaufe eines kompletten Jahres, vom 1. Juni 2017 bis zum 31. Mai 2018 genau, hat die in Stuttgart lebende Annie Krüger jeden Tag und auf immer demselben Format (21 x 24 cm) so zum Beispiel sogenannte Tageszeichnungen angefertigt. Als intensive zeichnerische Zeit- und Raummessung des einmal festgelegten, zur Verfögung stehenden Papierareals ist folglich der Komplex von insgesamt 365 Blättern angewachsen, von denen hier im Schauraum eine kleine Auswahl ausgestellt ist: es sind spektrale Gewebe, lichte Umfassungen, fragmentarische Umschreibungen imaginierter Körper, teils unbewusst tiefseeisch oszillierende Bewegungsströme, Wellengänge und Linienschwärme aller Art. (Versuchs)reihenhafte Lineaturen, geometre Figurationen in unterschiedlicher Farbgebung ist in ihnen (den Zeichenblättern) in jedem Fall auch die malerische Fläche bereits vorgedacht. Die Malerei ihrerseits formiert sich aus der Körperbewegung der Künstlerin selbst heraus, ist in einem einzigen Schwung erfasst, der als isolierte Malspur und aus dem Papier ausgeschnittene Farbinsel wiederum einen geradezu skulpturalen Charakter zu behaupten versteht. Zu diesem Zweck stellt Annie Krüger beispielsweise für Kunst am Bau Projekte teilweise riesenhafte Pinsel her, die in den sichtbaren Strukturen des Malduktus, der Strecke einer zurückgelegten Farbe, durchaus Analogien zu den zeichnerischen Strichlagen und Bändern der kleineren Papiere zu erkennen geben. Dachten wir nun aber, dass Annie Krüger mit den installativen Raumentwürfen ihres space draft (so der Titel zur Ausstellung) vollends materialhafte, plastische Körper bilden müsste, sehen wir uns ein weiteres Mal getäuscht. Da sie nämlich die unsichtbaren Rückseiten der ausgeschnittenen Papierformen mit Leuchtfarbe beschichtet und sie mit einigem Abstand von den Wänden des Ausstellungsraumes befestigt, ergeben sich eigentlich körperhafte Eindrücke, so absurd das zunächst auch klingen mag, erst durch das rückwendige (bzw. inwendige) Erstrahlen und höchstens lichtvolumenhaltige Flimmern dieser Arbeiten. Die Vorderseite des Papiers selbst stellt nur Mittel zum Zweck, Farbträger und rückwärtiger Bildgrund zu sein, dar. Die kohärente Fläche also mitunter in Streifen und fragile Bahnen in Lichtlinienfälle aufgelöst und auf diese Weise den Bildkörper mindestens in Teilen entmaterialisiert, sind wir neuerlich auf ephemerere Wesenseigenschaften just des Zeichnerischen (anstatt denen der Malerei oder Skulptur) zurückverwiesen. Der Beginn der Ideenfindung, von Form als Formation, muss sich gewissermassen erst im Akt der Wahrnehmung selbst abzeichnen und ist somit im Wesentlichen auch vom Betrachter abhängig. (...) Clemens Ottnad Eröffnung SPACE DRAFT, Nürtingen Schauraum, 2018 |
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Annie Krüger lenkt den Blick zurück auf das faktisch Anwesende: Den Pinselstrich, die Linie. Extrahiert und vergrössert erscheinen die malerischen Mittel bei ihr als eigenständige Objekte. Der Bildraum erweitert sich in den Galerieraum hinein. Soweit entkernt lassen Titelgebung und formale Zusammenstellung dem Betrachter Raum für einen unverstellten Zugang zum Werk. Vivien Sigmund Eröffnung Taufrisch#2, Gedok -Galerie, 2016 |
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(...) Annie Krüger führt in ihren Arbeiten die Malerei auf ihren Ausgangspunkt zurück: auf den isolierten Pinselstrich. Die Pinselspur, die bei den alten Meistern so fein sein konnte, dass sie auf der Leinwand nicht mehr als solche zu erkennen war, vergrössert die Künstlerin in Dimensionen, die sich bis zu über einen Meter ausdehnen können. So zum alleinigen Bildgegenstand gemacht, lässt die Nahsicht des potenzierten Pinselstrichs, ihn zum abstrakten Objekt werden. Die Farbspur auf weissem Papier ausgeführt, wird in ihrer prägnant gezackten, auslaufenden Kontur, einem Scherenschnitt gleich, ausgeschnitten. Mit Abstand von der Wand montiert, strahlt die farbige Unterseite auf die weisse Wandfläche. Die Farbe löst sich scheinbar von ihrem Trägermaterial und wird als visuelles Phänomen wahrgenommen. Annie Krüger gestaltet so einen Raum ausserhalb des Bildes. (...) Margit Fritz M.A. Eröffnungsrede 10 x 10, Zehnthaus Jockgrim, 2014 |
// Duktus - über Annie Krüger Kunstportal Baden-Württemberg, 2017 |
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// Stuttgarter Zeitung
Lebensbilder, 2015
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// Alb Bote
2015
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